Als alles anders kam als geplant.

Es war eine normale Nacht, wie jede andere auch. Doch plötzlich wachte ich auf und stellte fest, dass meine Unterhose nass war. ,,Ob das Fruchtwasser ist ”hab ich mir schon gedacht, da ich aber absolut keine Lust hatte aufzustehen, wechselte ich meine Kleidung und ging zurück ins Bett. Schließlich hatte ich am nächsten Morgen einen Termin beim Frauenarzt, und da würde ich die Gelegenheit haben, alles anzusprechen. Wer denkt da schon an einen vorzeitigen Blasensprung.
Beim Frauenarzt
Am Morgen machte ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg zum Frauenarzt. Auf dem Behandlungsstuhl kam dann die Überraschung: Meine Fruchtblase platzte. Sofort sagte mir der Arzt, dass ich ins Krankenhaus müsste. Ich war total überrumpelt. Es war noch viel zu früh – schließlich hatte ich noch drei Wochen bis zum errechneten Geburtstermin. Außerdem war ich überhaupt nicht darauf vorbereitet, jetzt schon mein Kind zu bekommen. Meine Krankenhaustasche war nicht gepackt und, am schlimmsten, ich hatte nach dem Arzttermin noch einen Friseurtermin. Sollte ich jetzt etwa mit ungemachten Haaren ein Kind zur Welt bringen?
Da ich mit dem Fahrrad unterwegs war, musste ich erst einmal meinen Mann anrufen, damit er mich abholte. Die Minuten bis zu seiner Ankunft zogen sich endlos hin. In dieser Zeit hatte ich Zeit zum Nachdenken, und plötzlich liefen mir die Tränen über das Gesicht. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Normalerweise hatte ich alles unter Kontrolle, aber jetzt lief nichts mehr nach Plan.
Mein Mann kam endlich an und versuchte, mich zu beruhigen. Auf dem Weg ins Krankenhaus rief ich meine Mutter an, um ihr zu sagen, dass es losging. Aber auch da brach ich sofort wieder in Tränen aus. Mein Mann musste das Gespräch beenden, weil ich nur noch weinte. Das war der Anfang meiner ersten Geburt mit Blasensprung.
Wichtig: Wenn du gerade schwanger bist und kurz vor der Geburt stehst, solltest du diesen Bericht nicht weiterlesen. Lies lieber meinen Bericht über meine zweite Geburt mit Hypnobirthing. Wende dich an deine Hebamme, um alles über den Blasensprung zu erfahren. Hab keine Angst – wenn man gut informiert ist, muss man davor keine Angst haben. Ich war das leider nicht.

Im Krankenhaus
Im Krankenhaus angekommen, wurden wir aufgenommen und ich wurde untersucht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Wehen und mein Muttermund war noch geschlossen. Die Hebamme riet uns, erst einmal spazieren zu gehen.
Eine kleine Anekdote am Rande: Während wir auf dem Krankenhausgelände unterwegs waren, rief ein Freund an und fragte, ob ich ihm heute die Haare schneiden könnte. Als ich ihm sagte, dass ich gerade dabei war, mein Kind zur Welt zu bringen, wünschte er uns viel Glück.
Nach etwa 30 Minuten Spazierengehen konnte ich nicht mehr und wir gingen wieder hinein. Bedauerlicherweise hatte sich immer noch nichts getan. Die Hebamme legte mir einen Zugang, aber sie fanden keine gute Vene, sodass mein Handrücken ziemlich schmerzte und blau wurde. Es war eine hektische Atmosphäre im Krankenhaus. Meine Hebamme hatte wohl Stress und musste zwischen mehreren Geburten hin und her wechseln. Da ich noch nicht so weit war, ließ man uns oft alleine. Mein Mann war nervös und versuchte, eine Hebamme oder Schwester zu finden, die uns helfen konnte, aber es war niemand verfügbar.
Ich war die ganze Zeit am CTG angeschlossen und konnte mich nicht wirklich bewegen. Wir warteten einfach ab. Um 13 Uhr gab mir die Hebamme die erste Wehentablette. In der Zwischenzeit gab es einen Wechsel der Hebamme und eine neue Hebamme stellte sich vor. Die alte sah ich nie wieder.
Trotz der Wehentablette tat sich nichts. Um 16 Uhr gab mir die Hebamme noch einmal zwei Tabletten auf einmal, und das war ein großer Fehler. Erst passierte nichts, dann ging plötzlich alles sehr schnell. Die Wehen kamen so heftig, dass ich fast ohnmächtig wurde. Mein Muttermund öffnete sich von 0 auf 8 cm in kürzester Zeit. Ich sollte aufstehen und atmen, aber das war unmöglich. Ich bekam keine Luft mehr und wurde von meinem Mann und der Hebamme aufs Bett gelegt. Einige Stunden später brachte ich schließlich unseren Sohn zur Welt.
Während der Geburt war eine Ärztin ständig anwesend, und die Hebamme spritzte mir wehenhemmende Mittel, was die Schmerzen zwar linderte, ich aber weiterhin neben mir stand. Mein Mann war eine große Stütze, ohne ihn hätte ich es nicht geschafft. Um 22:55 Uhr war unser Sohn Liam endlich da. Die Nabelschnur war um seinen Hals gewickelt, aber zum Glück ging alles gut und er schrie sofort aus Leibeskräften.
Die Geburt meines wundervollen Sohnes Liam hat sich angefühlt, als ob ich nur Zuschauerin bin. Auch heute noch sehe ich mich von oben zuschauen, wie ich mein Kind auf diese Welt bringe.
Liam war gesund und munter und ist heute ein sehr sensibler, feinfühliger Junge. Rückblickend wünschte ich, ich hätte damals mehr über den Geburtsprozess und die Möglichkeiten der Einleitung gewusst. Man hat mir viel zu früh und zu viel wehenfördernde Medikamente gegeben.

Bei neun von zehn Frauen setzen die Wehen innerhalb von 24 Stunden nach einem vorzeitigen Blasensprung ein, ansonsten wird abhängig von der Schwangerschaftswoche die Geburt eingeleitet. Bei einem vorzeitigen Blasensprung zwischen der 28. und 36. Schwangerschaftswoche kann man die Geburt hinauszögern, wenn kein Infektionsrisiko besteht. Auch bei einem Blasensprung vor der 28. Woche kann man abwarten, solange keine Infektionszeichen vorliegen. Bei einem Blasensprung nach der 36. Woche wird die Geburt eingeleitet, wenn innerhalb von acht Stunden keine Wehen auftreten.
Ich habe die Geburt gut verarbeitet, aber es war nicht der schönste Moment meines Lebens. Vielleicht wäre es anders gewesen, wenn die Krankenhäuser nicht so überlastet wären und alternative Medizin zugelassen hätten. Trotz allem bin ich dankbar für meinen Sohn und die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Jede Geburt ist einzigartig, und auch wenn es nicht immer nach Plan läuft, ist das Endergebnis – das Leben eines neuen Menschen – das Wichtigste.
Fazit
Mein Geburtsbericht zeigt, wie unerwartet und chaotisch eine Geburt verlaufen kann. Der vorzeitige Blasensprung brachte mich völlig aus dem Konzept und löste Ängste und Unsicherheit aus. Trotz meiner Vorbereitungen lief nichts nach Plan. Ich war nicht darauf vorbereitet, jetzt schon ein Kind zu bekommen, hatte die Krankenhaustasche nicht gepackt und musste meinen Friseurtermin absagen.
Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben und gut informiert zu sein. Unterstützung durch Familie und medizinisches Personal ist essenziell. Rückblickend wünschte ich, ich hätte mehr über die möglichen Komplikationen und die richtige Handhabung gewusst.
Trotz der Herausforderungen und der emotionalen Belastung sind mein Sohn und ich wohlauf, und die Erfahrung hat uns beide gestärkt. Für werdende Mütter ist es entscheidend, sich umfassend vorzubereiten und zu wissen, dass das Wichtigste die Gesundheit von Mutter und Kind ist. Es kann hilfreich sein, offen für das Unvorhersehbare zu sein und sich auf eine gewisse Flexibilität einzustellen. Letztlich zählt, dass man den Moment annimmt, wie er kommt, und sich auf die Unterstützung durch Familie und das medizinische Team verlässt.